Die traurigen Kinder
Wir sind die Kinder
der Beschneidung Wir sind die Tiere des Verzichts Wir sind beschattet und verschlossen Von Mut und Lust haben wir nichts
Wir sind die Opfer der Systeme Wir sind Gefang’ne im
Quadrat Wir sind gepeinigt & mißhandelt Wir sind entwürdigt & bestraft
Wir sind der Abfall der Familie Wir sind Verschleiß von Struktur Wir verlieren uns aus den
Augen Und verwischen unsre Spur
Wir sind die Feigen und die Zweifler Wir sind gehorsam, brav & zahm Wir sind arm und ungerade Wir sind lahm vor aller Scham
Wir sind die
Dünnen & die Dicken Wir zögern und drehen uns um Wir sind ungeschickt und blöde Wir stehen dumm herum
Wir sind steif und können nicht turnen Wir wissen nie das rechte Wort
Wir bleiben bis spät am Abend In Kindergarten & Hort
Wir bleiben zurück und fallen nicht auf Wir sind scheu und werden schnell rot Wir haben keine Freunde Und niemand in
der Not
Wir sind neidig und tanzen im Dunkeln Wir sind eifersüchtig & dumm Wir weinen und sind einsam Drehen uns nicht mehr herum
Wir sind verzweifelt und klagen im Stillen
Wir haben Schmerz und tragen Leid Wir sind Verbannte, ohne Freude Ohne Glück & Heiterkeit
Unansehnlich und unausstehlich Niemand hat uns gern Wir sind verflucht auf immer und
ewig Geboren unter ’nem schlechten Stern
Nie sind wir fröhlich & gelassen Nie gelobt & auserkorn Wir sind gezeichnet in alle Zeiten Wir sind auf ewig verlorn
Wir
stehen abseits & verlassen Wir sehen zu und können nicht hin Wir sind die traurigen Kinder Still & finster ist unser Sinn Wir gehen fleißig zur Schule Obwohl wir es
nicht wolln Doch niemand ist da der uns dafür dankt Wir machen's nur weil wir es solln
Wir machen alles was man uns sagt Wir haben nicht die Wahl Wir kennen es nicht anders
Und vergessen darüber die Qual
Wir hassen die Erwachsenen Die uns all das antun Wir sind so viel gescheiter als die doch die sind stärker und haben die Macht
Wir kehren heim
nach jedem Spiel Wir wechseln unser Selbst Wir träumen davon abzuhaun In mancher einsamen Nacht.
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