Jürgen Schwab: Töpfers Wahrheit Eine
Rezension des Buches „Die Wahrheit – sie sagen und in ihr leben“
Was ist die Wahrheit? Fast jeder nimmt sie für sich in Anspruch, weshalb es – solange es Menschen gibt – immer
wieder Streit um „die“ Wahrheit gibt. Der nationale Anarchist Peter Töpfer hat nun diesem Thema im eigenen Verlag ein eigenes Buch gewidmet („Die Wahrheit, sie sagen und in ihr leben“).
Töpfer gilt in nationalen Kreisen als Außenseiter, das liegt aber auch darin begründet, daß viele in dem Spektrum sich gar nicht die Mühe machen, Töpfers Gedanken nachzuvollziehen. Bei denjenigen, die
ihn für verrückt halten, ist es wohl nicht selten so, daß sie seiner anspruchsvollen Gedankenführung gar nicht folgen können. Man braucht als Nationalist seinen Schlußfolgerungen gewiß nicht in jedem
Falle folgen, aber gerade sein neues Buch bietet auch uns viele Anregungen, zumal die Lektüre stofflich über das Übliche nationaler politischer Publizistik hinausgeht. Töpfer, dem es um psychologische
Selbsterkenntnis geht, hat mit diesem Buch, das rückwärts zu lesen ist, einmal mehr bewiesen, daß er ein fähiger Denker und glänzender Formulierer ist.
Der Autor macht sofort deutlich, daß es ihm um seine eigene Wahrheit geht und darum, daß jeder seine Wahrheit suchen und
finden sollte. „Es gibt Menschen, die davon ausgehen, daß es eine von einem Individuum losgelöste Wahrheit gibt: eine Wahrheit, die sich unabhängig von uns Einzelnen in einem Irgendwo befindet und von
uns erkannt werden müßte, sollte oder könnte. Diese Vorstellung – daß die Wahrheit auch außerhalb eines Individuums und einfach so, quasi im Nichts da sein kann – ist sogar sehr weit
verbreitet. Gemäß dieser Vorstellung existiert eine Wahrheit, die in ihrer Gänze von den Einzelnen nicht wahrnehmbar und erkennbar sei. Sie sei aber ‚individualisierbar‘: Wir könnten von dieser
riesigen Wahrheit jeweils einen Teil abbekommen. Eine für sich allein existierende Wahrheit würde quasi in die Individuen einziehen, sowie diese zu existieren beginnen. Selbst wenn es eine solche ganze
und schier endlose, von uns unabhängige Wahrheit gäbe – ich denke, wir brauchen eine solche Wahrheit nicht zu kennen. Wir brauchen nur unsere Wahrheit. Warum soll uns eine ‚ganze‘ Wahrheit
interessieren? Ich glaube, im Nachdenken über eine ‚ganze‘ Wahrheit liegt eine Flucht vor der konkreten persönlichen Wahrheit.“ (S. 11)
Das ist für einen Anarchisten auch naheliegend, das kann ich als Anarch gut nachvollziehen, daß die eigene Wahrheit ausschlaggebend ist.
Aber es ist natürlich aus nationaler, völkischer und gemeinschaftlicher Perspektive äußerst ungenügend, daß es sozusagen einen Pluralismus an Wahrheiten gibt. Es muß doch, so meine ich, eine absolute
Wahrheit geben, die wir „Gott“ nennen. Der Anarchist Töpfer könnte nun einwenden, daß das, was Gott für wahr hält, auch menschliche Auslegungssache sein kann. So mag es aus monotheistischer Sicht
nur einen Gott für alle Menschen geben, aber was sich „die“ Menschen unter Gott vorstellen, ist individuell und vor allem kulturkreisspezifisch verschieden. Ob im Gottesbild beispielsweise von
germanischen Heiden, Christen, Muslimen und Hindus jemals eine „höhere eurasische Einheit“, somit eine gemeinsame Wahrheit, zustande kommen könnte, ist doch sehr zweifelhaft, daran glauben nur
bestimmte „Traditionale“. Von den Fundamentalisten, egal welcher Religion, werden vor allem die Unterschied im Gottesbild betont. Wenn Fundamentalisten aufeinander stoßen, kann somit über die
Richtigkeit der „göttlichen Wahrheit“ nur im Kampf entschieden werden.
Für Töpfer ist kaum etwas schlimmer, als in der Unwahrheit zu leben, vor der eigenen Wahrheit davonzulaufen. Sein Grundsatz lautet, daß
jeder Mensch das Recht auf die eigene Wahrheit hat, weshalb er sich mit allen möglichen verfolgten Wahrheitssuchern öffentlich solidarisiert. Zum Beispiel mit Germar Rudolf, Ernst Zündel und Horst Mahler
(wie ich mich in einer Kolumne im Streit zwischen Andreas Mölzer und Gerd Honsik mit letzterem solidarisierte). Was viele freilich nicht verstehen, ist der Unterschied zwischen Methode und Inhalt. Wenn
sich Töpfer mit dem verfolgten Mahler solidarisiert, dann heißt dies freilich nicht, daß Mahlers Wahrheit in jedem Fall die Töpfers wäre. Es geht Töpfer nur darum, daß auch Mahler seine Wahrheit über
Holocaust und Juden frei sagen darf. Dafür setzt sich der ehemalige Berliner Taxifahrer ein, dem von der BRD-Zensur für seinen Einsatz im Auftrag der Wahrheit ein Berufsverbot für die Fahrgastbeförderung
ausgesprochen wurde.
Wo andere schon längst resigniert hätten, macht Töpfer einfach weiter. Schließlich war er schon in der DDR Leistungssportler und weiß sich
durchzusetzen – so im letzten Dezember in Teheran, als er sich auf der Holocaust-Konferenz für die Freiheitsrechte von Revisionisten stark machte. Dabei geht er allerdings manchen Nationalisten
tierisch auf den Sack, wenn er sich dort allen Ernstes dafür ausspricht, in den Mittelpunkt einer solchen Konferenz die „Menschenrechte“ zu stellen. Darüber müßte man mit Töpfer mal ein eigenes
Seminar machen, das auch in Deutschland stattfinden könnte. Daß Töpfer ausgerechnet in Teheran seine Menschenrechtsideologie in den Mittelpunkt stellen möchte, wo es doch um den Wahrheitsgehalt von
Gaskammern geht, ist – wie bei anderen Leuten auch – auf seinen Eigensinn zurückzuführen, der freilich bei Anarchisten und Anarchen besonders ausgeprägt ist.
Als Anarchist träumt Töpfer von einer herrschaftslosen Gesellschaft, die der Urgesellschaft und kommunistischen Endgesellschaft
nahezukommen scheint, die Karl Marx beschrieben hat und die dem Staatstheoretiker sofort als Utopie erscheint. Aber das ist nicht die Wahrheit Töpfers. Dessen Weltbild ist eine Mischung aus Liberalismus
bzw. Individualismus und Sozialismus. Seine Anarchie ist dem Schwabschen „Etatismus“ entgegengesetzt, aber Gegensätze ziehen sich bekanntlich an. Schließlich müssen wir Nationalisten auf unserem
Weg zum deutschen Staat die Anarchie durchqueren. Hierbei kann uns Peter Töpfer als Fährtensucher nützlich sein.
Jürgen Schwab
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